Welpen barfen - geht das?

Wer erzählt, dass der Welpe gebarft wird, wird erst mal skeptisch beäugt. Meist fallen dann Worte wie: unverantwortlich, nicht ausreichend bedarfsdeckend, Fehlstellung vorprogrammiert, Wachstum gefährdet, es ist gefährlich, usw.

 

Aber schenkt man Swanie Simon glauben, so stellt man schnell fest - auch einen Welpen zu barfen ist eigentlich das natürlichste der Welt. Und macht man alles richtig, ist es definitiv nicht gefährlich, sondern um einiges gesünder als industriell hergestelltes Welpenfutter, mit Zusätzen die angeblich wichtig sind, aber es im wahrsten Sinne des Wortes einer Sau davor graust.

 

Wer Futter herstellt und verkauft, will an diesem Futter natürlich was verdienen, so liegt es nahe, dass selber hergestelltes Futter in dieser Branche nicht gerne gesehen ist. Um die HalterInnen zu überzeugen, dass genau dieses spezielle Welpenfutter das beste für unsere Schützlinge ist, hat sich die Futtermittelindustrie so einiges einfallen lassen, denn das Marketing diverser Fertigfutterhersteller zielt auf die Angst und den Zweifel der HalterInnen ab.

Wer greift schon gerne zu BARF, wenn Worte wie "gefährlich" und "nicht bedarfsdeckend" fallen? So werfen wir schnell unseren Verstand über Bord und greifen zur Trockenfutterpackung, denn da ist ja alles drin, was ein Welpe im Wachstum braucht. 

Zum Vergleich: Links eine Tagesportion BARF und rechts eine Portion Trockenfutter. Wie ihr seht, ist die BARF-Portion fast drei Mal so groß. Da wird garantiert jeder Welpe satt!
Zum Vergleich: Links eine Tagesportion BARF und rechts eine Portion Trockenfutter. Wie ihr seht, ist die BARF-Portion fast drei Mal so groß. Da wird garantiert jeder Welpe satt!

 

Zurück zum Verstand 

Warum vergessen wir so schnell, dass Tiere in freier Wildbahn auch keine fertige Trockenfutterpackung haben und sich natürlich ernähren (müssen)? Also sich quasi selber barfen?

Hunde, Wölfe, Füchse und Katzen in freier Wildbahn benötigen keine synthetischen Zusatzstoffe im Futter, sie holen sich alle benötigten Stoffe ganz natürlich aus ihrem Futter. Genauso wenig benötigen sie kleine, getrocknete, zu Vierecken gestanzte Brösel mit viel Getreide, oder undefinierbare pürierte, braune und gekochte Pampe aus der Dose.

 

Natürlich ist das Reißen, kräftiges Kauen und Zerlegen ihrer Beuteltiere. Für was sonst haben unsere Hunde so ein kräftiges Gebiss?

Kleiner Welpe - große Aufgabe

Auch ein Welpe, egal von welchem Tier, lernt sehr bald wie eine Beute richtig zerlegt und gefressen wird. Er wächst sozusagen in diese Aufgabe hinein - mit jedem Mal wird er geschickter, die Kiefermuskulatur stärker. 

Also auch wer sich kaum vorstellen kann, dass der kleine Familienwelpe Knochen und große Fleischstücke verspeisen kann - das kann er! Sehr gut sogar!

 

 

Und wieder sind wir bei dem Thema: Auslastung und Beschäftigung. Je größer die Brocken, umso länger ist der Welpe dran - so kann er weniger schlingen, konzentriert sich auf sein Fressen, er ist beschäftigt und das lastet ihn wiederum aus. Gesunde Ernährung in jeder Hinsicht.

 

Fütterung und Gewicht

Welpen benötigen im Wachstum sehr viel Futter, sie benötigen sogar fast 3-mal so viel Futter, wie ein erwachsenes Tier gleicher Größe und gleicher Aktivität. 

Es kann somit normal sein, dass ein Welpe mit knapp 6 Monaten 1300 g Futter am Tag bekommt und mit einem Jahr nur noch 600 g Futter. 

Während ein Hund im Wachstum ist, muss die Futterration ständig angepasst werden. Erst wird die Menge des täglichen Futters beinahe wöchentlich um ein paar Gramm höher, dann muss sie wieder reduziert werden, da der Junghund nicht mehr so viel Energie in Form von Futter zu sich nehmen muss.

 

Die Futtermenge für einen Welpen wird mit 4 - 10% vom Körpergewicht angegeben. Wie viel der Welpe tatsächlich braucht, ist abhängig von Alter, Aktivität und seiner Endgröße. Die untere Grafik zeigt ein Beispiel der Wachstumskurve eines Welpen, der ein Endgewicht von etwa 30 kg erreichen wird. Die Futtermenge passt sich im Wachstum ständig an das aktuelle Gewicht an. Beim Junghund wird die empfohlene Futtermenge auf bis zu 2% reduziert.

 

Der Welpe sollte dabei ständig kontrolliert werden, damit die Futtermenge rechtzeitig angepasst werden kann, um Über- oder Untergewicht zu vermeiden. Das kann einerseits mit regelmäßigem Wiegen, andererseits mit dem Rippentest kontrolliert werden:

Rippen sollten bei leichtem Druck, ohne Anstrengung zu fühlen sein und mühelos gezählt werden können, seine Taille sollte gut sichtbar sein und die Wirbelsäule bzw. die einzelnen Rückenwirbel sollten ebenfalls deutlich zu spüren sein, wenn man mit der Hand leicht über das Rückgrat fährt.

 

 

Anzahl der Mahlzeiten

Da bei unserem Welpen auch das Verdauungssytem noch im Wachstum ist und nicht überlastet werden darf, sollte ein Welpe mehrere Mahlzeiten (2 - 4) pro Tag erhalten. Erst ab dem 12. Monat kann man die die Fütterung auf 1-mal täglich reduzieren.

Da ein Welpe deutlich mehr als ein erwachsener Hund frisst, müsste er, wenn die Fütterung nur 1-mal täglich stattfinden würde, bis zu 10% von seinem Körpergewicht auf einmal zu sich nehmen.

Das würde auch das Risiko einer Magendrehung erhöhen!

 

Deshalb wird empfohlen:

  • bis 16 Wochen: 3 - 4 Fütterungen am Tag
  • bis zum 6. Monat: 3 Fütterungen am Tag
  • bis zum 1. Lebensjahr: 2 Fütterungen am Tag
  • ab dem 1. Lebensjahr: 1 Fütterung am Tag, oder 2 Fütterungen am Tag beibehalten

 

Fettgehalt des Welpenfutters

Bei erwachsenen Hunden sollte der Fettgehalt zwischen 15 und 25% liegen. Beim Welpen sollte man sich eher an den 15% orientieren. Die Gründe dafür sind ganz einfach: zu energiereiches Futter (Fett = Energielieferant) erhöht das Risiko von Fehlentwicklungen des Skelettes. 

 

Calciumversorgung im Wachstum

Viele HundehalterInnen sind besorgt, dass sie den Calciumbedarf ihres Welpen im Wachstum mit BARF nicht ausreichend abdecken können. Sie stellen sich vor, dass die Knochen verkümmern und der Hund später einmal an Gelenks- oder Knochenerkrankungen leidet. Doch diese Sorgen sind unbegründet. Im Grunde frisst ein Welpe die gleiche Beute, wie seine erwachsenen Artgenossen. Beim Barfen kann der Knochengehalt der Mahlzeit auf maximal 20% erhöht werden, je nachdem welche Knochenarten man bevorzugt verfüttern möchte und ob er sich im Zahnwechsel befindet. Weiche Knochen wie Hühnerhälse, haben einen geringeren Calciumgehalt als z.B. Brustbeine. Insgesamt muss man sich sogar über eine Calciumüberversorgung Gedanken machen, da eine erhöhte Zufuhr im Wachstum zu verschiedenen Krankheitsbildern führen kann (z.B. Weichteileverkalkung oder Schäden am Skelett). Ein Welpe speichert das in der Nahrung enthaltene Calcium und nimmt, im Vergleich zu erwachsenen Hunden, auch mehr davon auf. Daher sollten RFK der Futterration nur zu maximal 20% beigemengt werden.

 

Fütterung im Zahnwechsel

Der Zahnwechsel beginnt etwa ab der 16. Lebenswoche. In dieser Zeit muss auf die Calcium- und Phosphatversorgung geachtet werden, da diese Mineralstoffe die Grundlage der Zähne bilden und sich im Zahnwechsel dieser Bedarf somit erhöht. Also muss die Menge der Knochen oder des Knochenmehls (falls keine Knochen gefüttert werden) erhöht werden.

 

Zum Abschluss

Wie man sieht, gibt es ein paar Dinge auf die man genau achten muss, dann steht einer ausgewogenen Ernährung für den Welpen nichts mehr im Wege. Aber auf eines möchten wir dennoch bestehen:

 

Bitte nicht leichtfertig und locker an die Sache herangehen! Bitte informiert euch genau, denn im Wachstum sollten einfach keine Fehler passieren! Wer darauf keine Lust hat, oder sich dennoch zu unsicher ist, sollte sich bitte Hilfe holen oder dann doch lieber zum Fertigfutter greifen! 

 

Um noch mehr über dieses Thema zu erfahren, können wir euch nur wärmstens unsere Quellen empfehlen.