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Ein Neuzugang gegen die Langeweile

Im letzten Jahr hatten wir sehr viel Zeit, um nachzudenken. Ich träume schon lange davon, meine Bande zu vergrößern und einem dritten Kater ein neues Zuhause zu schenken. Ich träume von einem roten, selbstbewussten Kater. Gerade jetzt hätten wir viel Zeit, aber so eine Vergesellschaftung ist anstrengend, weshalb wir uns bisher auch dagegen entschieden haben. Jetzt wird die Überlegung wieder präsenter. 

 

Moritz und Pamuk hassen den Winter. Sie sind ständig daheim, draußen ist es ekelhaft, drinnen stinklangweilig und dieses weiße Zeug, was da überall liegt... Katastrophe! Spielzeug ist sowieso langweilig, am besten sind die Katzenminze-Stöckchen, die liefern viel Beschäftigung, aber die Bällchen und Mäuschen kann ich mir sonst wo hinschieben. Ich weiß ja wie wichtig tägliche Spieleinheiten wären, wir spielen grundsätzlich zu wenig mit den beiden - Schande über mich! Fazit: LANGWEILE. Was bleibt? Miteinander spielen! Wäre in einem Zweikatzenhaushalt ja auch eigentlich die naheliegendste Lösung. Aber da machen Moritz und Pamuk irgendwie nicht mit...

 

Missverständnisse

Pamuk ist ein sehr verschmuster und lieber Kater, aber er spricht einfach keine Katzensprache. Mit seiner aufdringlichen und selbstbewussten Art, die auf Menschen ziemlich eindrucksvoll wirkt, geht er Moritz oft auf die Nerven. Er sitzt dann einfach da, starrt Moritz an und marschiert schnurstracks auf ihn zu. Nicht dass Moritz sich in dem Moment nicht wehren könnte, aber er interpretiert Pamuks Verhalten als Angriff und flüchtet lieber. Ich vermute, dass Pamuk früh von seiner Mama getrennt wurde, oder in den ersten Lebensmonaten sogar unter Hunden (zumindest ohne gleichwertige Artgenossen) aufgewachsen ist. Seine Körpersprache ist oft katzenuntypisch und dieses Starren wirkt etwas seltsam auf andere Katzen. Jedenfalls hasst Moritz das. Moritz' Verhalten hingegen ist wie aus dem Katzen-Lehrbuch. Er wurde mit ca. 4 Monaten draußen im Wald gefunden und ist unter anderen Katzen groß geworden, hat also das typische Katzenverhalten im Blut. Das heißt aber auch, dass er in den ersten Lebenswochen keine menschliche Prägung erfuhr und sich in unserer Haustierwelt oft nicht zurechtfindet.

Diese Unterschiede hab ich damals bei Pamuks Einzug noch nicht gesehen und nicht beachtet - definitiv mein Fehler, aber jetzt leben beide hier, sie akzeptieren sich und mögen sich ja eigentlich auch. Wenn einer von beiden durch die Klappe kommt, begrüßen sie sich immer ganz freundlich mit Näschen an Näschen, sie schlafen gern in der Nähe voneinander und orientieren sich an den Reaktionen des anderen. Im Winter ist die Situation aber dank der Langweile, häufig angespannt.

 

24/7 Aufeinanderhocken wird jedem mal zu viel

Pamuk geht auf Moritz zu: eigentlich will er nur spielen, aber die zwei haben sich schon zu oft gefetzt, sodass das Spiel von Moritz erstmal als Angriff interpretiert wird. Und so eskalieren die Spielsituationen immer wieder. Unter Eskalation versteh ich aber nicht blutiges Gefetze, sondern Flucht nach draußen. Meistens beruhigt sich das alles wieder recht schnell. Aber die Fetzen fliegen trotzdem hin und wieder. Kein Dauerzustand. Allerdings legt sich dieses Verhalten im Frühling, spätestens im Sommer, wieder und die zwei gehen mehr oder weniger getrennte Wege. Draußen ist es für sie leichter, da können sie sich einfach aus dem Weg gehen, wenn sie keinen Bock aufeinander haben und andere Katzen treffen. Tatsächlich gibt es in der Nachbarschaft viele Katzen, die sich mit den beiden gut verstehen. Der dominante Moritz zeigt jungen Katzen gern wo's lang geht, bringt anderen Jungtieren auch Katzensprache bei und hat seine Gang unter Kontrolle. Draußen ist er auf einmal der König. Pamuk würde ich als coolen Draufgänger beschreiben. Meine Nachbarin und ihre Katzen können das sicher bestätigen. Überspitzt gesagt: Man liebt oder hasst ihn. Und damit sind nicht wir Menschen gemeint, sondern die Nachbarkatzen. Die jungen, spielwütigen Katzen lieben ihn, weil er immer mit ihnen spielt! Die Erwachsenen, die vor allem in Mehrkatzenhaushalten leben, können ihn nicht so gut leiden. Ich denke, das liegt an seiner ab und zu missverständlichen Körpersprache.

Ich beobachte dieses Verhalten in den Nachbargärten schon sehr lange und ich frag mich immer wieder, ob eine dritte Katze, sozusagen als Puffer zwischen Moritz und Pamuk, eine schlichtende Rolle einnehmen würde. Das würde natürlich nur unter gewissen Voraussetzungen funktionieren. Diese Entscheidung muss gut überlegt sein.

Pro

  • die Spannungen könnten sich verteilen und dadurch auflösen, bzw. minimieren
  • weniger Langweile
  • wir könnten einem Kater ein Zuhause schenken
  • noch ein Tier zum Kuscheln (für alle)
  • Gruppendynamik verbessert sich

Contra

  • Mögliches Mobbing & Streit
  • Eine neue Katze kommt zu einem Team und wird vielleicht nicht akzeptiert
  • Stress, Unsauberkeit, Revierverteidigung
  • einige Wochen eingeschränkter "Katzenklappen-Betrieb" 
  • Was, wenn es gar nicht klappt?

Wir wissen überhaupt nicht, was eine so große Veränderung bei Moritz und Pamuk auslösen würde. Ich hab die Vorstellung, dass dann immer zwei miteinander spielen könnten und einer hat seine Ruhe. Aber was ist, wenn sich zwei verbünden und dann auf den Dritten losgehen? Das wäre der Worst Case und ich wüsste nicht, wie ich darauf reagieren soll. Insgesamt würde es nicht nur Stress für meine zwei Kater bedeuten, sondern auch viel Stress für mich. Es kann natürlich auch ganz anders kommen. Unter den richtigen Voraussetzungen kann es super funktionieren und genau den gewünschten Effekt erzielen. Von welchen Voraussetzungen rede ich da?

 

Gleiches Alter

Nichts wäre für die beiden nerviger als ein kleiner Jungspund, der den gaaaanzen Tag spielen möchte. Stellt euch mal vor, ihr würdet auf einmal ein Kleinkind vor die Nase gesetzt bekommen, das rund um die Uhr beschäftigt werden möchte. Ok, als Eltern kennt man das natürlich, aber dann weiß man ja erst recht, wie anstrengend das sein kann. Ein Senior wäre natürlich auch nicht ideal, der wäre dann einfach nur genervt von Moritz und Pamuk. Der Neue müsste also zwischen 4 und 7 Jahre alt sein. 

 

Gleiches Geschlecht

Wieso rede ich eigentlich die ganze Zeit von einem Kater? Ganz einfach: Katzen und Kater haben manchmal ein unterschiedliches Spielverhalten. Das trifft natürlich nicht auf alle Katzen zu, aber wenn ich meine Zwei draußen beim wilden Spiel beobachte, frag ich mich oft, ob das denn jetzt noch zum Spielen zählt. Die Kätzchen flüchten dann meistens schnell. Moritz und Pamuk sind einfach zu grob, das steckt ein selbstbewusster Kater viel besser weg. Zweiter Grund: rote Katzen sind häufiger männlich als weiblich. Aber diesen Genetikausflug spar ich mir für diesen Blog-Beitrag. 

 

Gleicher Charakter

Das ist wohl das allerwichtigste bei der Katzenauswahl. Und das hab ich bei Moritz und Pamuk, ganz offen gesagt, etwas verkackt. Pamuk hat sich sofort in mein Herz geschlichen. Ich dachte, er wäre der ideale Spielgefährte für Moritz, da er schon in einem Haushalt mit einem weiteren Kater gelebt hat. Dieser hat ihn allerdings nicht gemocht, weshalb Pamuk als Findelkater ein neues Zuhause gesucht hat. Seine einnehmende Art hat mich sofort überzeugt. Die Vergesellschaftung der beiden hat jedenfalls bald einen eigenen Beitrag verdient. Mit der Zeit hat sich herauskristallisiert, dass Pamuk die allgemeine Katzensprache nicht so gut spricht und Moritz diesbezüglich nicht sehr anpassungsfähig ist. Das ist der Hauptgrund, warum die beiden immer wieder aneinander geraten. 

fazit

Diese Entscheidung könnte unser Leben verändern. Mehr Verantwortung, vielleicht auch mehr Stress, vielleicht auch weniger Stress und eine harmonische Gruppe. Es ist zugegebenermaßen auch eine egoistische Entscheidung, denn ICH möchte ja eine dritte Katze und ich weiß nicht, ob Moritz und Pamuk auch jemand Neues bei sich haben möchten. Leider kann ich die zwei das auch nicht fragen. Mein Herz sagt Ja, mein Kopf sagt Nein. Es sind für mich einfach zu viele Unsicherheiten. Ich wünschte mir, dass eines Tages einfach ein roter, lieber Kater vor unserer Tür steht und von selbst zu uns findet (natürlich nicht ohne vorher nach seinem möglichen Zuhause zu suchen). Oder ich entdecke beim Scrollen plötzlich ein rotes Fellknäuel auf Facebook, das ganz ganz dringend ein neues Zuhause, am besten in einem Mehrkatzenhaushalt, sucht... Wer weiß, was noch passiert. Wir sind offen für alles, aber man sollte sowas nicht überstürzen. Das hab ich in meiner Laufbahn als Katzenbesitzerin schon zu oft gemacht. Aber zum Glück hab ich ja draus gelernt :) 

 

Was würdet ihr tun?


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